Vertragsunterzeichnung in Weil im Schönbuch: Neue Bildungspartnerschaft zwischen der Gemeinschaftsschule und dem Haus der Pflege Martinus

Vorsitzender des Sozialausschusses Wahl MdL: „Berufliche Orientierung und Heranführen an Pflegeberufe ist besonders wichtig“

Der Bedarf an qualifizierten Pflegekräften wächst – der Pflegesektor gilt mittlerweile als Mangelberuf. Eine neue Bildungspartnerschaft zwischen der Gemeinschaftsschule Weil im Schönbuch und dem Haus der Pflege Martinus (Stiftung Liebenau) soll den sozialen Sektor im Rahmen der Berufsorientierung  als vielfältiges und attraktives Ausbildungsfeld für die Schülerinnen und Schüler bekannter machen. Gleichzeitig soll das Projekt dazu beitragen, Hemmungen abzubauen, Berührungspunkte zwischen den Generationen zu ermöglichen und den sozialen Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft zu stärken. Am Montag, den 10. Juli fand die Vertragsunterzeichnung der Bildungspartnerschaft durch Schulrektorin Annette Pfizenmaier und Einrichtungsleiterin Özlem Ulu statt.

Großes Interesse der Schülerinnen und Schüler

Rektorin Pfizenmaier betonte: „Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Haus der Pflege Martinus, denn dies stellt eine Bildungspartnerschaft in einem Bereich dar, der uns alle etwas angeht.“ Der Vertragsunterzeichnung ging ein Informationstag zum Thema Pflegeberufe für die Klassenstufen 8 und 9 mit Mitarbeiterinnen aus dem Haus der Pflege Martinus voraus. In diesem Rahmen wurde die neue generalistische Pflegeausbildung vorgestellt. Überdies wurden sowohl Gründe für die Berufswahl als Pflegekraft als auch die Fragen nach Fortbildungsmöglichkeiten und Gehalt thematisiert. Dass eine Pflegefachkraft sowohl in der Ausbildung als auch mit Blick auf das Einstiegsgehalt mehr verdiene, als ein Bankkaufmann/eine Bankkauffrau, erstaunte die Schülerinnen und Schüler sehr. Im Anschluss an die Präsentation der beiden Pflegefachkräfte nahmen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit wahr, viele Fragen zu stellen – gerade auch zu schwierigen Themen wie Palliativ-Pflege, Demenz und Tod.

Einrichtungsleiterin Özlem Ulu bedankte sich explizit bei der Schule und freute sich, dass nach der Corona-Zeit wieder viele Schülerinnen und Schüler für Praktika oder die sogenannte Soziale Zeit (=Ehrenamtliche Zeit in der Pflegeeinrichtung) kommen könnten.

„Verständnis zwischen den Generationen“

Als Vertreter der Landespolitik nahm Florian Wahl, Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Böblingen und Vorsitzender des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Integration an der Vertragsunterzeichnung teil. Herr Wahl freute sich, dass er in seiner Funktion als Ausschussvorsitzender eingeladen wurde, in der das Thema Pflege eine zentrale Rolle spiele. Gerade angesichts des immer dramatischer werdenden Personalmangels in der Pflege sei berufliche Orientierung und das Heranführen an Pflegeberufe besonders wichtig. „Man schiebt das Thema so lange weg, bis es einen selbst betrifft“, führte Florian Wahl aus. Dass mit der Bildungspartnerschaft und der darin vorgesehenen regelmäßigen Präsenz der Schülerinnen und Schüler im Pflegeheim Hemmungen beseitigt werden und das Verständnis zwischen den Generationen wachsen könne, sei großartig.

Schülerarbeiten des Sozialprojekts Klasse 9

Im Anschluss an die Vertragsunterzeichnung stellten zwei Schülerinnen der Klasse 9 die Ergebnisse des Sozialprojekts vor und übergaben diese an Frau Ulu und die Mitarbeiterinnen der Einrichtung. Das Sozialprojekt findet jedes Schuljahr in Klassenstufe 9 im Rahmen des Religion- und Ethikunterrichts statt. Dabei sollen sich die Schülerinnen und Schüler in pflegebedürftige Menschen hineinversetzen und überlegen, was diesen gut tun könnte. Die beiden Schülerinnen berichteten, dass sie über mehrere Wochen in Gruppen an ihren Ideen gearbeitet hätten. Die Ergebnisse entstanden in Kooperation mit den Fächern Kunst, AES (Alltag, Ernährung, Soziales) und Technik. Sireens Gruppe beispielsweise nähte Lavendelsäckchen für die Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheims „zur Beruhigung“. Debora und ihre Mitschüler*innen erstellten eine Schritt-für-Schritt-Gebrauchsanweisung für ältere Menschen, in der mit Bildern erklärt wird, wie man mit dem Smartphone Fotos und Videos macht: „Wir dachten uns, dass viele ältere Menschen heute Smartphones haben, aber vielleicht gar nicht wissen, wie man damit umgeht“. Andere Gruppen hatten Spiele für die Bewohnerinnen und Bewohner entwickelt und im Fach Technik gebaut, zum Beispiel ein Mensch-ärgere-dich-nicht mit extra großen Spielfeldern und Spielsteinen aus Holz. Besonders begeisterte die Mitarbeiterinnen des Pflegeheims ein Tisch-Golf inklusive Schlägern, das man im Sitzen spielen kann, sowie ein Monopoly mit den Straßennamen aus Weil im Schönbuch und Holzgerlingen: „Das sind Straßen, die die Bewohnerinnen und Bewohner wiedererkennen“, sagte die 15jährige Schülerin. Ziel ist nun, dass im Rahmen der neuen Bildungspartnerschaft die Schüler*Innen einen gemeinsamen Spielenachmittag mit den Bewohnerinnen und Bewohnern im Haus der Pflege veranstalten.